Neue Publikation: "Populist government support and frontline workers' self-efficacy during crisis"

Inmitten einer Krise hat eine fehlende Unterstützung durch die Regierung erhebliche Auswirkungen auf „frontline workers“ wie beispielsweise Gesundheitspersonal oder SozialarbeiterInnen, welche systemrelevante öffentliche Dienstleistungen im direkten Kontakt mit der Bevölkerung aufrechterhalten müssen. Eine von Gabriela Lotta, Eva Thomann, Michelle Fernandez, Jan Vogler, Arthur Leandro und Marcela Garcia Corrêa verfasste Studie beleuchtet, wie sich die Maßnahmen der populistischen Regierung Brasiliens auf die Selbstwirksamkeit (self-efficacy) von Helfern während der Corona-Pandemie auswirkten.

Mit dem Fortschreiten der Corona-Pandemie fanden sich frontline workers im Kampf um die Eindämmung des Virus wieder. In Brasilien, inmitten politischer Spannungen, prägten die Maßnahmen der populistischen Regierung eines Präsidenten, der die Existenz der Pandemie leugnete, diese Erfahrungen entscheidend mit. Eine kürzlich in der wissenschaftlich begutachteten Zeitschrift Governance veröffentlichte Studie von Lotta et al. (2024) hat untersucht, wie sich die mangelnde Unterstützung durch die populistische Regierung wähtend der Pandemie auf die Selbstwirksamkeit (self-efficacy) dieser systemrelevanten Verwaltungsmitarbeitenden ausgewirkt hat. Anhand einer Online-Umfrage unter brasilianischen Mitarbeitern, die in der Frühphase der Pandemie im Sommer 2020 durchgeführt wurde, konnten die Forschenden wichtige Erkenntnisse über die Folgen der Strategien populistischer Regierungen, die öffentliche Verwaltung zu schwächen, gewinnen.

Die Studie liefert drei wichtige Beiträge zu unserem Verständnis von Krisenmanagement und systemrelevanter Verwaltungsarbeit. Erstens zeigt sie auf, wie sich diese Arbeit in der Krise verändert hat, und bietet damit wertvolle Erkenntnisse für Theorie und Praxis des öffentlichen Managements. Zweitens zeigt sie die nachteiligen Auswirkungen populistischer Regierungskontexte auf die Verwaltungstätigkeit. Unterstützung durch das Management und Ressourcen auf Organisationsebenen konnten diese nachteiligen Effekte nicht wirksam auffangen. So  erwies sich die fehlende politische Rückendeckung durch die Regierung als ein wesentlicher Faktor, der frontline workers in ihrer Arbeit während der Pandemie prägte und unterwanderte.

Diese Studie beleuchtet einen relativ unerforschten Bereich des Krisenmanagements: die Auswirkungen des Handelns populistischer Regierungen auf die selbst wahrgenommene Fähigkeit der Verwaltungsmitarbeitenden, systemrelevante Tätigkeiten wirksam fortzuführen. In Krisen, welche Helfern größtmögliche Resilienz abfordern, ist das Verständnis der unterstützenden Rolle von politischen und institutionellen Faktoren von entscheidender Bedeutung.

Insofern ist diese Studie ein Weckruf, der politische Entscheidungsträger und Führungskräfte dazu auffordert, die Auswirkungen ihres Handelns auf die Verwaltung in Krisenzeiten zu berücksichtigen. Die Studie ebnet damit den Weg für fundiertere und unterstützende zukünftige Krisenmanagementstrategien.

Link zum Artikel:: https://doi.org/10.1111/gove.12851