Aktuelle Projekte

EU Horizon 2020-Projekt: The Future of European Social Citizenship (EUSOCIALCIT)

Das EU-finanzierte Projekt „The Future of European Social Citizenship“ (EUSOCIALCIT) untersucht alternative politische Maßnahmen zur Stärkung der sozialen Bürgerschaft Europas. Sechs Teams in Europa entwickeln ein ressourcenbasiertes, mehrstufiges Konzept für soziale Rechte auf EU-, nationaler und lokaler Ebene. Darüber hinaus identifiziert das Projekt die Schwachstellen der Institutionen und untersucht die Einstellungen der Bürger. Durch die Analyse der aktuellen Realitäten und alternativen politischen Optionen wird das Projekt neue Indikatoren und Durchführbarkeitsstudien zu sozialen Investitionen, Arbeitsbedingungen, Mindesteinkommensschutz und Wohnraum liefern.

Gemeinsam mit Prof. Brian Burgoon von der Universität Amsterdam entwickelt das Team in Konstanz eine neue Datenbank mit Länderindikatoren für soziale Bürgerrechte. Darüber hinaus überprüft, konsolidiert und bewertet das Team bestehende quantitative Studien zu den Wahrnehmungen, Einstellungen und Präferenzen von EU-Bürgern in Bezug auf soziale Rechte und bereichert diese Forschung durch Fokusgruppen in mehreren EU-Ländern. Die Fokusgruppen tragen dazu bei, das Verständnis der Wahrnehmung, Einstellung und Forderung der Bürger in Bezug auf die europäische soziale Bürgerschaft zu vertiefen.

Projektleiter: Prof. Dr. Brian Burgoon und Prof. Dr. Marius Busemeyer

Projektmitarbeiterin: Dr. Gianna Maria Eick

Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten

Hintergrund:

Ob und in welchem Ausmaß die digitale Wirtschaft Arbeitsmärkte und Wohlfahrtsstaaten qualitativ verändern wird, ist eine heiß diskutierte Frage. Sicher ist, dass die digitale Transformation zu großen Gewinnen führen wird. Wie sich dies auf die soziale Ungleichheit auswirkt, hängt davon ab, wie diese Gewinne (um-)verteilt werden. Wir betrachten die politische Auseinandersetzung um diese Umverteilung und untersuchen die realen Effekte des technologischen Wandels auf den Arbeitsmarkt. Von Interesse sind für uns außerdem die Folgen für Politikgestaltung in den Bereichen Bildung, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik.

Ziele und zentrale Forschungsfragen:

Ziel des Projekts ist es, das Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft bei der Anpassung an die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen der Digitalisierung und Automatisierung zu verstehen. Der technologische Wandel ist im Begriff, die Arbeitswelt in ihrer bisherigen Form grundlegend zu verändern – mit erheblichen Konsequenzen für die soziale Ungleichheit.

Wir untersuchen, inwiefern die digitale Transformation der Arbeit als Bedrohung oder als Chance für Beschäftigte, Bürger, Politik und Wirtschaft wahrgenommen wird. Wir analysieren die Forderungen, die Erwartungen und das Verhalten der politischen Akteure im Hinblick auf die Steuerung des technologischen Wandels. Und wir betrachten ihre Haltung in Bezug auf Arbeitsmarkt, Bildung und sozialpolitische Reformen.

Link zur Projektseite des Clusters of Excellence The Politics of Inequality

Ungleichheitsbarometer: Eine repräsentative Wiederholungsbefragung zu Ungleichheit und sozialer Mobilität

Hintergrund:

Der Zusammenhang zwischen Ungleichheit, Intergenerationenmobilität und Unterstützung für staatliche Policies ist in letzter Zeit vermehrt untersucht worden. Dabei gilt das Forschungsinteresse zunehmend der Frage, wie die Wahrnehmung von Ungleichheiten die Wirkung objektiver Veränderungen vermitteln und abschwächen kann.

Unser Ziel ist die Bündelung von politikwissenschaftlicher und ökonomischer Expertise, denn dies geschieht in der bestehenden Forschung viel zu selten. Außerdem ist unser Projekt durch die Verwendung eines experimentellen Forschungsdesigns, das bei groß angelegten Erhebungen wie dem European Social Survey (ESS) oder dem International Social Survey Programme (ISSP) kaum realisierbar ist, besser in der Lage, kausale Effekte zu bestimmen und somit einen Beitrag zu robusteren und stabileren Forschungserkenntnissen zu leisten. Schließlich konzentriert sich ein Großteil der vorhandenen Arbeiten auf allgemeine Verteilungspräferenzen. Im Gegensatz dazu untersuchen wir spezifischere politische Präferenzen auf Feldern wie Bildungs-, Arbeitsmarkts-, Gesundheits- und Umweltpolitik, um besser zu verstehen, welche konkreten politischen Antworten von der allgemeinen Öffentlichkeit gewünscht sind.

Ziele und zentrale Forschungsfragen:

Das „Ungleichheitsbarometer“ untersucht die individuelle Wahrnehmung und Bewertung von Ungleichheit sowie die Auswirkungen dieser Wahrnehmungen auf die persönlichen politischen Präferenzen. Dazu führen wir eine repräsentative Befragung in der deutschen Bevölkerung durch, bestehend aus einem Kern gleichbleibender Grundfragen sowie zusätzlichen Themen, die mit jeder Befragungswelle variieren. Außerdem führen wir Befragungsexperimente durch, bei denen Kontextinformationen und das Framing der Fragen verändert werden, um die Effekte dieser Veränderungen auf Wahrnehmungen und Einstellungen in Bezug auf Ungleichheit zu messen. Neben den Umverteilungspräferenzen werden auch Einstellungen zu anderen Politikfeldern wie Bildung, Gesundheit, Migration und Umwelt betrachtet. Außerdem untersuchen wir nicht nur allgemeine politische Haltungen auf diesen Gebieten, sondern die Einstellungen zu spezifischen politischen Inhalten.

Link zur Projektseite des Clusters of Excellence The Politics of Inequality

Die Wahrnehmung von Ungleichheit und Fairness unter Schülern und die Auswirkung dieser Wahrnehmung auf Bildungsbeteiligung und politische Partizipation

Hintergrund:

Die meisten bisherigen Studien zur Wahrnehmung von Ungleichheit und Fairness beschäftigen sich mit Erwachsenen, nicht mit Schülerinnen und Schülern. Außerdem stammen die vorhandenen Erkenntnisse zu Jugendlichen aus der entwicklungspsychologischen Forschung, die sich vor allem damit beschäftigt, wie sich diese Wahrnehmungen verändern, wenn die Kinder älter werden. Die soziologische und psychologische Bildungsforschung hat strukturelle Ungleichheiten im Bildungssystem umfassend untersucht. Sie hat sich jedoch für die Wahrnehmungen und Bewertungen der Schulkinder selbst nicht sonderlich interessiert. Dabei ist davon auszugehen, dass diese einen Einfluss auf Motivation und Zielsetzungen der jungen Menschen im Bildungssystem und darüber hinaus haben. Die Politikwissenschaft hat erst kürzlich die Bedeutung von Ungleichheitswahrnehmungen – über objektive Ungleichheiten hinaus – für die politische Beteiligung entdeckt. Bislang hat sie sich auf die Wahrnehmungen von Erwachsenen konzentriert. Wir gehen über diese disziplinären Beschränkungen hinaus, indem wir beschreiben und erklären, wie Schülerinnen und Schüler Fairness und Ungleichheiten in Bildung und Politik wahrnehmen und welche bildungsbezogenen und politischen Konsequenzen dies hat. Geplant ist die Befragung einer großen Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichem familiärem Hintergrund und in unterschiedlichen institutionellen und regionalen Kontexten.

Ziele und zentrale Forschungsfragen:

Wir wollen beschreiben und erklären, wie sich Wahrnehmungen von Ungleichheit und Fairness unter Kindern und Jugendlichen entwickeln, und die Folgen dieser Wahrnehmungen für Einstellungen und Verhalten in Bezug auf Bildung und Politik analysieren. Dazu bündeln wir Expertise aus Politikwissenschaft, Soziologie, Linguistik, Erziehungswissenschaften und Psychologie. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Zusammenspiel unterschiedlicher Erklärungsfaktoren: individuelle Merkmale wie der sozioökonomische Hintergrund der Jugendlichen und ihre kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten; der soziale Einfluss von Eltern, Lehrkräften und Gleichaltrigen; und die Bedeutung des institutionellen und regionalen Kontextes, zum Beispiel Merkmale der Schule und der Wohngegend.

Wir führen eine Panelstudie mit jüngeren und älteren Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen durch. Mit dieser Methode können wir untersuchen, wie sich die Wahrnehmung von Ungleichheit und Fairness von Kontext zu Kontext unterscheidet und über die Zeit hinweg verändert. Zur validen Messung der Ungleichheitswahrnehmungen der Jugendlichen enthält die Panelstudie einige Befragungsexperimente (Vignetten). In diesen Vignetten werden den Testpersonen fiktive Schülerinnen und Schüler präsentiert, die sich im Hinblick auf ungleichheitsrelevante Attribute wie Beruf der Eltern, Kleidung oder Ethnizität systematisch unterscheiden. Insgesamt planen wir eine Befragung von bis zu 150 Schulklassen mit insgesamt etwa 2500 Jugendlichen, deren Eltern und Lehrkräften.

Link zur Projektseite des Clusters of Excellence The Politics of Inequality