Prof. (em.) Dr. Wolfgang Seibel
Wolfgang Seibel war von 1990 bis 2022 Professor für Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz und ist Senior Fellow der Hertie School in Berlin. Er studierte Politikwissenschaft, Deutsche Literatur und Linguistik an der Universität Marburg und Verwaltungswissenschaft an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. 1979-1989 war er Assistent im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Kassel, dort wurde er 1982 zum Dr. rer. pol. promoviert. 1988 habilitierte er sich an der Universität Kassel für das Fach Politikwissenschaft. Seibel hatte Gastprofessuren inne am Institut für höhere Studien in Wien (1992), an der Universität von Kalifornien in Berkeley (1994), der Stanford University (2014), der Central European University (2014, 2016), der University of Pretoria (2017) und der Universität Utrecht (2019/20). Wolfgang Seibel war zweimal Fellow (temporary member) des Institute for Advanced Study, Princeton (School of Social Science [1989-1990], School of Historical Studies [2003]), Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin (2004-2005) und des Stellenbosch Institute for Advanced Study (STIAS, 2019). Seit 2009 ist er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Wolfgang Seibels Forschung richtet sich auf die Theorie der Verwaltungswissenschaft und schwerwiegendes Organisationsversagen in der öffentlichen Verwaltung. Er befasst sich ferner mit internationalen Verwaltungen in unterschiedlichen Formen, von Besatzungsregimen während des Zweiten Weltkriegs und deren Auswirkungen auf den Holocaust bis zu humanitären Interventionen und komplexen Friedensmissionen der Vereinten Nationen. Seine Buchveröffentlichungen sind unter anderen "The Nonprofit Sector in Germany" (mit Helmut K. Anheier, Manchester University Press 2001), „Verwaltete Illusionen. Die Privatisierung der DDR-Wirtschaft durch die Treuhandanstalt und ihre Nachfolger“ (Frankfurt/New York: Campus Verlag 2005), “Networks of Nazi Persecution. Bureaucracy, Business and the Organization of the Holocaust” (Hrsg., mit Gerald D. Feldman, Oxford: Berghahn 2005), „Der prekäre Staat. Herrschaft und Verwaltung im Nationalsozialismus“ (Hrsg., mit Sven Reichardt, Frankfurt/New York: Campus Verlag 2011), “Persecution and Rescue. The Politics of the 'Final Solution' in France, 1940-1944" (Ann Arbor: The University of Michigan Press 2016), „The Management of UN Peacekeeping. Coordination, Learning & Leadership in Peace Operations” (Hrsg., mit Julian Junk, Francesco Mancini, Till Blume, Boulder: Lynne Rienner Publ. 2017), “Verwaltungsdesaster. Von der Loveparade bis zu den NSU-Ermittlungen” (mit Kevin Klamann und Hannah Treis, Frankfurt/New York: Campus Publ. 2017), "Verwaltung verstehen. Eine theoriegeschichtliche Einführung" (3. Aufl., Berlin: Suhrkamp Verlag 2018), "Collapsing Structures and Public Mismanagement" (Basingstoke: Palgrave Macmillan 2022). Seibel leitet das Langzeitprojekt "Schwarze Schwäne in der Verwaltung. Seltenes Organisationsversagen mit schwerwiegenden Folgen", das 2017-2025 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Reinhart Koselleck Programms gefördert wird.